T(h)ot, ich und die Quantenphysik
Ende Februar 2011 hatte ich einen Mopedunfall mit weitreichenden Folgen. Ich habe nicht nur ein Bein verloren, zum Glück nur eines und nichts mehr, und mein Leben. Dies dafür mindestens zweimal. So wurde es mir von den Ärzten berichtet. Diese hatten mich ohnehin schon aufgegeben und wollten mich sterben lassen, das Multiorganversagen sah gar nicht gut aus, aber meine ehemalige Freundin Amon (Amon kommt aus dem ägyptischen Amun und heißt in der thailändischen Mythologie: ewiges Leben) hatte als Krankenhausmanagerin ein Veto eingelegt. Beim Sterben. Deshalb sitze ich derzeit gemütlich am Schreibtisch und wollte über den meinen Tod berichten.
Nachdem ich aus meinem Koma nach 4 Wochen aufgewacht war, konnte ich mich später bruchstückhaft an einen Traum erinnern, der wohl schon das Todeserlebnis selbst war. Das wichtigste vorne weg, schlimm war es nicht, kann ja auch nicht sein, sonst würde es nicht jeder Mensch tun, eher wie beim Einchecken in einem Hotel mit Diskussion um den Service.
Der Traum war folgendermaßen: ich selbst stand in einer Art riesigem Einkaufszentrum, allerdings ohne Geschäfte. Es hatte mehrere Stockwerke, aber keine sichtbaren Treppen und in der Galerie im ersten Stock waren zwar die verschlossenen Eingänge zu sehen, allerdings außerhalb kein Gang. Eine hochgezogene Wand mit den verschlossenen Öffnungen. Das Licht war graublau. Unten, wo ich stand, war alles voller Gestalten, manche hatten 2 Beine, manche mehrere, keiner hatte einen Menschenkopf. Ich war der größte von allen und eine zweibeinige Gestalt mit dünnem Kopf kam mir nahe und betrachtete mich neugierig. Von unten herauf. Ich dachte noch, sehen die aber merkwürdig aus. Es schien ein wenig Aufruhr zu sein, weil ich aufgekreuzt bin, aber eher positive Neugierde. Während ich etwas ahnungslos herumstand, kam rechts oben ein beigefarbenes Taschentuch und stellte sich als der Tod vor. Der Tod referierte kurz über die Annehmlichkeiten des Todes und traf damit genau bei mir ins Schwarze und meine Interessen. Kernstück war, dass es Zeit wäre den Stress des Lebens hinter sich zu lassen, Leid, Kampf, Trauer, die ununterbrochene Notwendigkeit zu einer Tätigkeit. Nun, ich selbst bin ein Faulpelz und das höchste für mich ist es, in der Hängematte zu liegen und im Wind zu schwingen. Außer der Musik lauschen, nichts tun. Und genau so stellte der Tod den Tod dar, angenehmes Nichtstun, keine Trauer, kein Schmerz, keine Sorgen, Dolce Vita eben. Ich müsste nur freiwillig durch eine Türe gehen und dann sei alles besiegelt. Prinzipiell hatte ich schon zugestimmt, dann fiel mir aber siedend heiß ein, dass ich noch gar nicht sterben darf. Ein Jahr vorher hatte ich meiner Mutter versprochen, nach ihr zu sterben, was angesichts ihres Alters von 91 Jahren und meiner 50Jahre leicht aussah. Der Tod schien für solche Versprechen durchaus Verständnis zu haben. Plötzlich verschwanden alle, der Tot auch und ich sah meine ehemalige Freundin über mir stehen. Von da ab wusste ich, aha, ich lebe wieder, auch schön.
Diesem Traum habe ich lange Zeit keine besondere Bedeutung beigemessen, ein Traum eben. Der Traum war angetan, mich komplett wieder in meine Freundin zu verlieben, die Berichte der Ärzte und Freunde über das, was sie für mich getan hat, haben die Liebe bis zum Anschlag verstärkt. Natürlich gibt es kein Happy End, das war auch der Grund unserer Trennung kurz vorher, zwei Menschen, 10 Meinungen, allesamt inkongruent und nicht kompatibel. Ich bin verliebt und sie betont das Gegenteil. Nun gut, morgen sind wir zum Essen verabredet.
Aber nun kommt das leicht schockierende: irgendwann sitze ich am Computer und Blätter in dem Magazin:“Welt der Wunder“ über den ägyptischen Totenkult. Bei dem Bild mit den Statuen auf den Säulen, den Totenwächtern, lief es mir kalt den Rücken runter. Der zweite von rechts war exakt derjenige, der mich gemustert hat und mir nahe gekommen ist. Bei aller Fantasie, so ein Gesicht kann man sich selbst im Traum nicht ausdenken. Da war er wieder. Anubis oder andere Götter habe ich nicht gesehen, wahrscheinlich könnte ich sonst an dieser Stelle nicht darüber berichten. Aber das Wiedersehen mit einem Totenwächter, diesmal im Diesseits, gab mir doch eine Bestätigung.
Was ist der Tot oder das Leben eigentlich? Die Ansicht darüber hängt wohl vom Geisteszustand des Betrachters ab. Wenn wir ein Flugzeug einem Steinzeitmenschen zeigen, wird der etwas anderes darin sehen als ein Flugkapitän. Als ich noch kindlich gedacht habe, da dachte ich, jetzt freue ich mich, also bin ich, wenn man tot ist, ist es aus. Nichts mehr. Inzwischen habe ich ein wenig dazu gelernt und meine Lebenseinstellung doch geändert. Das mit dem Freuen nicht. Jetzt bin ich Buddhist, nachdem ich katholisch erzogen wurde, dazu Naturwissenschaftler mit dem Hobby Quantenphysik, ehemaliger Maschinenbaustudent und nun Arzt. Der Arzt sollte auch Naturwissenschaftler sein, das wissen aber nur wenige. Leider kann heutzutage jeder seine Hochschulzugangsberechtigung mit Sport, Spanisch und Batik erwerben. Von entsprechenden Trotteln ist man im Diesseits umgeben.
Nun, zurück zum Leben, dem Todeszustand und der Quantenphysik. Die Quantenphysik zeigt uns Ahnungslosen, dass ein Ding gleichzeitig an verschiedenen Stellen sein kann und damit es nicht zu einfach wird, kann ein Ding gleichzeitig kein Ding sein, sondern elektromagnetische Welle, z.B. Licht. So gesehen sitzt der Leser gerade vor dem Computer, schwimmt aber gerade mit einem weißen Hai in Australien um die Wette. Damit er noch Zeit hat, den Artikel zu Ende zu lesen, wird er zum Lichtstrahl just in dem Augenblick, in dem der Hai schnappt. Hört sich die Geschichte grotesk an? Stimmt. Aber es beschreibt die Realität.
Ich will darauf hinaus, dass Leben und Tod Begriffe sind, die den Zustand unserer Hülle auf Erden beschreiben, aber nicht das Bewusstsein. Oder Seele. Unsere Seele ist sicher im Moment in uns, aber wenn wir tot sind, würde es ja langweilig werden. Also könnte sie vielleicht als Energiestrahl ein wenig herumfliegen. Gerne wird der Orion genommen, jedenfalls von den Ägyptern, der geübte Quantenphysiker denkt an andere Universen und den Dualismus von Welle und Teilchen. Nun, die Seele wird dann irgendwann einmal einen neuen Körper heim suchen und dann geht wieder alles von vorne los. Hoffentlich besser als anfangs, denn wir haben schließlich fleißig dazu gelernt. So wissen wir, das Anhaftung, oder in unserem Sprachgebrauch Gier, Verlustangst, Machthunger, Ansprüche, eine Quelle allen Übels ist. Und schon ist das Leben viel leichter.
Und die Moral von der Geschicht? Vergiss die Liebe nicht.
Ach, wenn wir schon einmal dabei sind: in den ägyptischen Pyramiden sind Sarkophage gefunden worden mit Bitumen, also flüssiges Teer. In diesem Bitumen sind Tierskelette, manchmal ohne Tierschädel, dafür mit Menschenschädel oder anderem Tier, manche Skelette sind eine Mixtur unterschiedlicher Lebewesen. Der oben abgebildete Anubis, Mensch mit Schakalkopf, würde als Hybridwesen gut dazu passen. Und vergessen wir nicht den Minotaurus.
Wer ist Thot? Der ägyptische Gott der Weisheit, des Mondes, des Westens.
Wer ist Amun? Der Gott des Windes, der Luft, der Fruchtbarkeit. „Hauch des Lebens für alles. Bei mir hat es gereicht zum Hauchen und Leben. Danke übrigens.
Schlüsselwörter: Amun Amon Thot Tod Nahtoderlebnis Quantenphysik Anubis Mavera Ägypten ägyptisches Totenbuch Buddhismus Esoterik Totenwächter
Kommentar schreiben
Michael Klaus (Sonntag, 10 Juli 2011 10:31)
Sterben ist nichts anderes als das Umwenden einer Seite im Buch des Lebens. In den Augen der anderen ist es der Tod; für die aber, die sterben, ist es das Leben.
- Hazrat Inayat Khan
Dein Bewusstsein, leuchtend, leer und untrennbar mit dem Strahlenden Sein verbunden, kennt weder Geburt noch Tod und ist das Unveränderliche Licht.
- Aus dem Tibetanischen Totenbuch
Ein einziger Mensch, der uns wirklich Liebe entgegenbringt, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
- Elisabeth Kübler Ross